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Ruhestandswelle steht bevor: Neue Wege zur Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung in Sachsen-Anhalt
Die Schnelligkeit und das Ausmaß der Ausbreitung des Coronavirus haben gezeigt, wie empfindlich die Gesellschaft auf eine Krisensituation reagiert. Auch das Gesundheitswesen blieb davon nicht unberührt. Dennoch hat das vertragszahnärztliche Versorgungssystem in der Corona-Pandemie seine Verlässlichkeit und Belastbarkeit unter Beweis gestellt. Garant dafür ist das flächendeckende Netz von Einzel- und Gemeinschaftspraxen im Land. Doch dies könnte schon in wenigen Jahren deutliche Lücken aufweisen. Zur Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung in Sachsen-Anhalt geht die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) daher neue Wege.
„Wir müssen handeln und drohende Unterversorgung im Interesse der Patientinnen und Patienten proaktiv und zielgerichtet bekämpfen“, erklärt Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Die KZV habe bereits Projekte und Maßnahmen in die Wege geleitet, die völlig neue Impulse in der Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung in Sachsen-Anhalt setzen würden. Das im Oktober letzten Jahres eröffnete Zahnforum Halle, das bei den Studierenden vor Ort auf rege Zustimmung stieß, sei beispielsweise ein völlig neuer Ansatz für die Gewinnung und Förderung von zahnmedizinischen Nachwuchskräften.
Derzeit werde zudem mit Hochdruck an einer neuen digitalen Plattform gearbeitet, die Praxisbörse, Serviceleistungen und Stellenportal vereint. Um die Thematik effektiv anzugehen, wurde innerhalb der KZV-Verwaltung eine neue Abteilung „Strategie und Zukunftssicherung“ ins Leben gerufen. Diese suche den Kontakt mit Kommunen und plane Treffen und Workshops mit Wirtschaftsförderung und Kommunalpolitik, um über Rahmenbedingungen für Niederlassungswillige zu beraten und gemeinsame Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
Darüber hinaus habe die KZV aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen nunmehr die Möglichkeit, einen eigenen Strukturfonds zur Förderung der Sicherstellung – unter finanziell gleichwertiger Beteiligung der Krankenkassen – aufzulegen, um daraus unter anderem Sicherstellungszuschläge an Praxen zu vergeben, Stipendien zu finanzieren oder bei Gründungen Zuschüsse zu leisten.
Aktuell sind circa 60 Prozent der Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte in Sachsen-Anhalt über 55 Jahre alt. Das bedeutet konkret: Bis 2026 werden fast 450 niedergelassene Kolleginnen und Kollegen das gesetzliche Renteneintrittsalter erreichen. In den letzten vier Jahren hat allerdings nur die Hälfte der
Praxisabgeber tatsächlich eine Nachfolge gefunden. Die Konsequenz: Es wurden und werden zahlreiche Zahnarztsitze nicht nachbesetzt. Gleichzeitig geht der Trend beim zahnmedizinischen Nachwuchs zur Anstellung. Dies führt zu einer Konzentrierung von zahnärztlichen Leistungserbringern vornehmlich in Ballungsräumen, wohingegen die wohnortnahe Versorgung auf dem Land ausdünnt.
„Die KZV wird nicht nachlassen, auf die drohenden Risiken für den Erhalt der zahnärztlichen Versorgungsstrukturen hinzuweisen und gezielt Maßnahmen zur Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung und zur Nachwuchsgewinnung auf den Weg zu bringen“, so Dr. Schmidt. „Wir brauchen eine Landzahnarztquote wie sie bereits im humanmedizinischen Sektor existiert und mehr Studienplätze in der Zahnmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“, so der KZV-Vorsitzende. Dafür sei aber auch die Unterstützung der Politik notwendig. Land und Kommunen seien auch gefragt, attraktive Rahmenbedingungen für die Ansiedelung im Bundesland und insbesondere den ländlichen Regionen zu schaffen – Stichworte: (auch digitale) Infrastruktur und gleichwertige Lebensbedingungen.
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PM: Neue Wege zur Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung in Sachsen-Anhalt